Wenn die Lebendigkeit des Lebens an sich immer mehr abgemurkst werden muss, zu Gunsten jener, die ihre Macht ausbauen und das Volk ausbeuten wollen,- wenn eine Gesellschaft lebensfeinlich wird, driftet sie ab in Perversionen, Dekadenz und Folter.
Gerade dies wird uns vorgesetzt werden:
http://www.readers-edition.de/2009/08/16/isolationshaft-und-folter-bei-prosieben/
Isolationshaft und Folter bei ProSieben
Ein Fernsehsender entdeckt die Realisierung freiwilliger Menschenrechtsverletzungen
Eigentlich möchte man es gar nicht so recht glauben, was uns da jüngst zu Ohren kommt. Fernsehformaten wie „Big Brother“ und das „Ich bin ein Star- holt mich hier raus“-Dschungelcamp, die nicht nur einen Vorgeschmack auf das gewollte staatliche Überwachungsscenario der CDU/CSU liefern und dem inzwischen restlos übersättigten Fernsehkonsumenten schon viel zu unspektakulär durchs Wohnzimmer flimmern, hat sich bereits jetzt ein Nachfolger des deutschen Fernsehens angekündigt, der alles in den Schatten stellen soll.
Basierend auf der US-Realitiy Show „Solitary“ wird zur Zeit unter dem deutschen Arbeitstitel „Raumschiff Cubus“ die neue Pro Sieben-Realityshow in Folgen abgedreht, die bislang als ein Menschenwürde missachtendes und die Psyche zerstörendes Programm für Deutschland als zu hart eingestuft wurde. In Anbetracht der mittlerweile härteren gesellschaftlichen Umgangsformen und Gangart, der allseits zunehmenden Gefühlsabstumpfungen und insbesondere hinsichtlich der zu erwartenden Einschaltquote, stört dies Pro Sieben ganz und gar nicht.
Die tatsächliche Herausforderung dieser Show besteht darin, dass die Kandidaten, die offensichtlich aus B- und C-Prominenten bestehen werden, unter schwerster psychischer Belastung die unterschiedlichsten Aufgaben zu lösen haben. Die eher bedauernswerten TV-Probanden werden unter konsequenter Abriegelung und Bewachung von der Außenwelt eine künstlich erzeugte Einzelhaft in Einzelzellen überstehen müssen, während sie ohne Tageslicht und Uhr auch keinerlei Kontakte zu den anderen Mitspielern haben werden. Ganz nach Erfolg oder Misserfolg beim Lösen der ihnen gestellten Aufgaben sollen sie bestraft oder belohnt werden.
Selbst der Gang zur Toilette soll den Probanden nicht immer ermöglicht werden, sondern nur dann, wenn dies von „oberer Stelle“ gewollt ist. Musikbeschallung und Beleuchtungen sorgen zudem dafür, dass Schlaf nur zu bestimmten Zeiten ermöglicht wird und so sogar zum Instrument des Schlafentzugs genutzt werden kann.
Im Normalfall würde dieserlei Isolationshaft und Folter Amnesty International auf den Plan rufen oder gar ein gerichtliches Nachspiel mit sich führen. Wir leben in einem demokratischen Rechtsstaat, in dem es auch möglich ist, eine Form von Menschenrechtsverletzungen oder entbehrlichen Perversitäten auf den Prüfstand zu stellen, die allem Anschein nach an Freiwilligen statuïert werden. Vor allem aber bliebe wohl auch zu überprüfen, inwieweit diese freiwillige Second-Choice-Prominenz tatsächlich dazu in der Lage ist, ihre individuelle psychische Robustheit überhaupt im Vorwege zu beurteilen. Es ist zumindest anzunehmen, dass sich der Sender Pro Sieben selbst, ähnlich wie es sich Krankenhäuser vor einer Operation gern „quittieren“ lassen, im Falle von psychischer Erkrankung oder sonstigen Spätschäden des einzelnen Teilnehmers, von diesem signieren lässt, dass der zu Inhaftierende selbst die Verantwortung für seine eventuellen und daraus resultierenden Erkrankungen zu übernehmen hat.
Wie zeitnah wird uns in Folge denn wohl die nächste Steigerung an Televisionsabartigkeiten präsentiert, nach der dann wohl in einer Gameshow die zur Lebenslänglichkeit verurteilten Haftinsassen und Sicherungsverwahrten als Fluchtkandidaten präsentiert werden, die von den Gegenspielern gejagt und erschossen werden dürfen, während nur die erfolgreich Überlebenden eine Begnadigung und damit die Haftentlassung erspielen können?
Schön, dass auch die neue Generation der Fernsehgeräte einen Ausschaltknopf besitzt. Nur schade, dass die neue Generation der Menschheit diese Möglichkeit so wenig nutzt und damit die Fernsehsender in ihre Schranken verweist.
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Photo: marctwo via pixelio
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