Dienstag, 6. Januar 2009

Israel, und das was dort Krieg genannt wird:

http://scusi.twoday.net/stories/5427190/

Dienstag, 6. Januar 2009

Israels letzter Krieg ?

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Wer heute die TV-Bilder gesehen hat, (wie am laufenden Band blutüberströmte, verstümmelte und tote Kinder vor dem Eingang des Shifa-Krankenhauses in Gaza-City angeliefert wurden, d.Verf.) hat die Wurzeln des Terrors von morgen gesehen“ (Marwan Bishara am 05. Januar 2009 im Interview mit Al Jazeera). Bei den israelischen Angriffen am Montag kamen mindestens 20 Kinder ums Leben, wie Moaiya Hassanain vom Gesundheitsministerium in Gaza mitteilte (Kindermörder Israel).

Am vierten Tag der israelischen Bodenoffensive im Gazastreifen ist es zu heftigen Straßenkämpfen am Rand der Stadt Gaza gekommen. In der Siedlung Schadschaijeh lieferten sich israelische Soldaten und Hamas-Kämpfer heftige Gefechte. Bis zum Dienstag-Morgen kamen nach Angaben von Ärzten mindestens 18 Palästinenser ums Leben. Von ihnen gehörten lediglich zwei zu den Kämpfern der Hamas, denen die israelische Offensive gilt.

Beim Einschlag von IDF-Panzergranaten in zwei von der UNRWA als Schutzraum provisorisch hergerichtete Schulen, in denen hunderte von Palästinensern untergekrochen waren, wurden 40 Palästinenser getötet. Die UN-Hilfsorganisation hatte zuvor der IDF die Koordinaten eines der "Schutzräume" mitgeteilt, damit die Schule nicht angegriffen wird. Die Vorfälle, als gezieltes Töten von Zivilisten wären es weitere israelische Kriegsverbrechen, würden "untersucht", hieß es. Über 640 Menschen sind schon von der IDF brutal abgeschlachtet worden, über 2500 sind verwundet.

Die israelischen Angreifer halten sich einfach nicht an das geltende humanitäre Kriegsvölkerrecht. Gaza braucht dringendst humanitäre Hilfe.

Israel sollte sein Gemetzel in Gaza sofort beenden, die Truppen zurückziehen und die Grenzübergänge zum Gazastreifen öffnen. Militärisch ist die Hamas nicht zu schlagen. Die Operation "Bleigießen" stand von Anfang an unter keinem guten Stern und ist militärisch zum Scheitern verurteilt. Meine prominenstesten Vor- und Ausbilder bei der Bundeswehr, die Generäle Uhle-Wettler und Altenburg, würden sich beim Zuschauen die Haare ausreißen, wenn sie als NATO-Beobachter dabei sein könnten.

Nicht nur, dass der israelische Angriffsplan für die Bodenoffensive zuvor verraten wurde. Wie sonst hätte auch Scusi die Lokalitäten für den Angriff der Merkawa-Panzer und den Tag des Beginns der Bodenoffensive voraussagen können? Auch der Verlauf der Bodenoffensive entwickelt sich von Stunde zu Stunde mehr für die Israelis zu dem schon von Peter Scholl-Latour vorhergesagten, verlustreichen Desaster.

Der unverhältnismäßige IDF-Waffeneinsatz gegen Zivilisten und der massive Einsatz geächteter Waffensysteme durch die IDF (Phosphor-Rauch-/Streubomben*, Flechettemunition) stößt in der Weltöffentlichkeit auf Abscheu und Entsetzen.


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Eine Million Palästinenser im Gazastreifen haben bei bitterer Kälte keinen Strom. Trinkwasser und Nahrungsmittel gehen zur Neige. Die Ärzte und Krankenschwestern sind nach zehn Tagen Einsatz rund um die Uhr in den Operationsräumen völlig erschöpft. Operationsbestecke, Medikamente und Verbandszeug fehlen. Der Diesel für die Generatoren der Krankenhäuser geht zur Neige. Verletzte können nach Beginn des Häuserkampfs in Gaza-Stadt, Beit Lahia, Dschabaljah und Khan Younis nicht mehr geborgen und versorgt werden. Die Palästinenser verbluten unter den Trümmern ihrer zerbombten und zerschossenen Hütten. 13.000 aus ihren zerbombten Wohnungen und Häusern Vertriebene irren im Flechette-Feuer der Merkawa - Panzer, zwischen Bomben und Raketen der israelischen Apache –Kampfhubschrauber und F – 16 Kampfjets auf der Suche nach einer Bleibe durch die Gegend. Schutzräume gibt es im Gazastreifen nicht. Leichen bleiben in den Straßen liegen und können wegen der anhaltenden Kämpfe nicht geborgen werden.

"Huntingtons „Clash of Civilisations“ scheint eine „self-fulfilling prophecy” zu sein", sagt Marwan Bishara. Er muss es wissen. Der in Nazareth geborene Palästinenser mit israelischem Pass Marwan Bishara war bis 2003 Professor für Internationale Beziehungen an der Amerikanischen Universität in Paris und ist heute Washington-Korrespondent von Al Jazeera. Er sagt, dass sich hinter dem offiziellen Kriegsziel der israelischen Militärjunta, "die IDF soll die Abschussstellungen für die Kassam-Raketen in Beschlag nehmen", die wahren Kriegsziele Tel Avivs verbergen:

- die Hamas abzumurksen, zu vernichten, fertig zu machen (to finish off)
- die Palästinenser dafür zu bestrafen, dass sie Hamas gewählt haben
- alle anderen Muslime von jedem Widerstand gegen Israel abzuschrecken


Israel verfolgt diese Ziele mit einem Einsatz von derartig unverhältnismäßiger Gewalt, dass die eigenen Soldaten daran zugrundegehen. Drei IDF-Soldaten wurden heute Nacht getötet und 24 verletzt, als eine Panzergranate irrtümlich ein Haus nahe Beit Hanun traf, in dem sich israelische Soldaten im Häuserkampf versteckt hielten.

Bruce Anderson schrieb gestern im Independent in einem Artikel, dass Israel in Gefahr ist, seinen letzten Krieg auszufechten (Israel is in danger of fighting the last war, not the next one).

Er begründet das damit, dass das Verhältnis der Israel umgebenden arabischen Staaten zu Israel wie das eines Körpers sei, dessen intaktes Immunsystem ein eingepflanztes fremdes Organ eben immer abstoße. Nun, heutzutage gibt es Arzneimittel, um diese Abstoßungsreaktion zu unterdrücken. Doch hängt die Wirkung der Arznei von der Dosis ab. Wie es aussieht, wurde im Fall Israel zu hoch dosiert.

Anderson schreibt auch, dass die Weiterentwicklung und Verbreitung von Atombomben in den letzten Jahrzehnten gegen alle Bemühungen zur Nonproliferation große „Fortschritte“ gemacht habe.

Warum sollte sich ein technologisch versierter Selbstmordattentäter des 21. Jahrhunderts mit der Liquidierung einer Warteschlange an einem Tel Aviver Busbahnhof abgeben, wenn er mit einem Nuklearsprengkörper in Gestalt einer Kofferbombe die ganze Stadt, ja den ganzen Staat auslöschen kann?

George W. Bush und Ehud Barak glaubten im sogenannten „Krieg gegen den Terror“ die Wurzeln des Bösen militärisch ausreißen zu können. Sie sind gescheitert. Sie haben stattdessen nur neue Wurzeln gepflanzt, tun es noch, und die Welt schaut zu. Unsere Kinder und Enkel werden das Versagen dieser unfähigen Politikergeneration, zu der auch das opportunistische Memmenspektakel im Berliner Kanzleramt gehört, ausbaden müssen.

Wir Europäer, zumal wir Deutsche tragen ein gerüttelt Maß an Mitschuld an den herrschenden Zuständen. Weil wir den falschen Entscheidungen in Berlin nicht früh genug widersprochen haben. Weil wir es zugelassen haben, dass unsere Medien in den Schlüsselpositionen vollständig mit israelhörigem Personal durchsetzt wurden, das uns seit Jahren/Jahrzehnten über die Fakten und Zusammenhänge in der Welt unvollständig und/oder falsch unterrichtet. Seit Jahren berichten z.B. Karin Storch und C. Schneider als TV-Korrespondenten im öff. rechtl. Fernsehen aus Israel. Jetzt fungieren sie als Kriegsberichterstatter. Wie können sie objektiv berichten, wenn beide mit Leib und Seele "Juden" sind?

Am Montag moderierte die proisraelische Elke Durak die sogenannten "Informationen am Mittag" im Deutschlandfunk der Krummnase Elitz. Da durfte Torsten Teichmann (Steckbrief) noch einen widerlichen J u b e l kommentar über den erfolgreichen "Antiterrorkampf der IDF" über den Sender nudeln, als schon klar war, dass die IDF in Gaza in Wahrheit Ströme von Kinderblut vergoss. Man musste nur parallel - stumm - das Programm von Al Jazeera auf dem Fernseher laufen lassen.

In den deutschen Teppichetagen, nicht nur von Finanzen, Wirtschaft und Politik sondern leider auch von Presse, Rundfunk und Fernsehen, auf den fett besoldeten Direktoren- und Intendantenstühlen, sitzen ebenfalls fast nur noch - vorsichtig formuliert - Proisraelis. So wird seit 1989 ein völlig falsches Bild der Welt nach und aus Deutschland geliefert und verfestigt!

Weil unsere falsch informierten Bundestagsabgeordneten es deshalb zulassen, dass die Bundeswehr heute noch in Afghanistan bei diesem militaristischen "NATO"-Unsinn mitmacht, wo sie doch dort überhaupt nichts verloren hat. Selbst in Tschechien hat das Parlament die Armee von sogenannten "Auslandseinsätzen" längst zurückgepfiffen.

Das kollektive Gedächtnis der Muslime wird das, was jetzt in Gaza oder Afghanistan an Greueltaten verübt wird, nicht vergessen. Nicht nur finanziell oder wirtschaftlich ist der verschwendungssüchtige westliche Kapitalismus am Ende, auch demographisch.

Es kommt der Tag, da will die Säge sägen.

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* Der geächtete weiße Phosphor wurde von den Briten 1945 in Dresden, von der US-Armee zuletzt in Falluja/Irak und von der IAF im Libanon-Krieg eingesetzt. Er soll angeblich nur Rauchschleier zur Tarnung eigener Kräfte erzeugen, brennt sich aber auf der Haut tief ein und ist kaum zu löschen.

Ich hatte nach dem Studium von Fotos in der Times und Le Monde, sowie nach der Analyse von Al Jazeera-Filmaufnahmen, die das Ausstoßen und Explodieren der Bomblets in der Fläche bei Gaza zeigten, bereits am Montag kurzzeitig zum Einsatz dieser "Streubomben-Spezies" berichtet. Nachdem sich kein Vollprofi des Themas annahm (ich habe keinen Rechercheapparat wie etwa Der Spiegel), habe ich nach zwei Stunden den Artikel wieder gelöscht, weil die Times plötzlich ihr Foto mit "Rauchbomben" untertitelte und mir so Zweifel an der Sprengkraft der Bomblets kamen. In den anderen Zeitungen gab es (Selbst-/Zensur?)weiterhin keine Bildunterschriften.

Inzwischen ist Markus Becker vom Spiegel der Sache etwas auf den Grund gegangen:

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,599555,00.html

Berücksichtigt man die eingeschlossenen Flüchtlingsströme mit Frauen und Kindern in Gaza, die im Kreis umher irren, dann soll der massive, flächendeckende IDF-Einsatz von Phosphor-Streubomben gegen Menschen in Wohngebieten Furcht, Angst und Schrecken auslösen. Das ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
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